
Kommunaltag 2025 "Baukultur"

Sabine Pönicke, zuständig für Regionalentwicklung im Naturpark: „Drängende bekannte Probleme des Flächenverbrauchs und des Artenschwunds machen nicht vor der Naturparkregion halt. Hinzu kommen neue Aspekte des Klimawandels und der Rohstoffknappheit.“ Sie hat deshalb den Schwerpunkt der Tagung auf den natürlichen Klimaschutz gelegt – für mehr Natur im direkten Wohnumfeld. Das ist besonders wichtig, weil aktuelle Untersuchungen aufgezeigt haben, dass der Anteil der Grünversorgung in ländlichen Regionen sogar gesunken ist und der Artenschwund rasant voranschreitet.
Naturpark-Leiterin Claudia Wilhelm eröffnete den Kommunaltag in Treffurt. Sie freute sich über die Gelegenheit mit Bürgermeistern, kommunalen Vertretern und Bürgern ins Gespräch zu kommen und im Sinne der Naturparkarbeit als Impulsgeber mit dieser Fachtagung zu fungieren.
Der gastgebende Bürgermeister, Michael Reinz, verband sein Grußwort mit der Gelegenheit, Treffurt mit einem Kurzfilm vorzustellen, der neben der mittelalterlichen Bebauung auch die zur Stadt gehörende Natur und Landschaft zeigte. Hier gibt es viel Potenzial, Maßnahmen für den natürlichen Klimaschutz umzusetzen. Wie die konkreten Vorstellungen der Stadtverwaltungen aussehen, stellte seine Mitarbeiterin, Anne Hoffmann, vor. Die Liste ist lang, aber „Klein anfangen, Schritt für Schritt weitermachen und mit Dauerhaftigkeit das Ziel erreichen“, so ihre Motivation.
Lisa Weilandt, Referentin der Thüringer Landesanstalt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz, führte mit ihrer Präsentation zum Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz in Thüringen aus: „Der natürliche Klimaschutz umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen, darunter die Pflanzung von Stadtbäumen, die Schaffung naturnaher Grünflächen sowie die Renaturierung von Gewässern in Siedlungsgebieten. Diese Grünanlagen dienen nicht nur der Erholung, sondern übernehmen auch eine bedeutende Funktion zur Klimaanpassung und der gesundheitlichen Vorsorge, indem sie beispielsweise für Abkühlung bei Hitzeereignissen sorgen und Retentionsräume für Starkregenereignisse schaffen. Das Aktionsprogramm beinhaltet mit dem Förderprogramm 'Natürlicher Klimaschutz in Kommunen' (KfW-Zuschuss 444) ein Spektrum an Möglichkeiten zur Förderung zukunftsfähiger Kommunen.“ Auf einen reichen Erfahrungsschatz kann man bei den „Kommunen für biologische Vielfalt“ e.V. zurückgreifen. Sonja Mohr-Stockinger, Fachreferentin im Bundesverband, stellte viele bereits durchgeführte Projekte aus den Mitgliedskommunen vor. Kommunen, die mit ihrer Ausgangslage mit unseren Kommunen im Naturpark vergleichbar sind, machen Mut und zeigen auf, dass sie mit der Umstellung der Grünflächenbewirtschaftung Geld eingespart haben.
Dirk Hofmann von der Stiftung Naturschutz Thüringen kann das nur bestätigen. Die Stiftung bietet Tagesschulungen für die kommunalen Bauhöfe an, um ganz konkret die Pflege von Grünflächen auf eine nachhaltige Bewirtschaftung umzustellen. Auch er sagt: „Da reicht es, die Schnitthöhe anzuheben, weniger zu mähen, die Natur zu beobachten und dann die Bearbeitung weiter auf die Bedürfnisse der Tier- und Pflanzenarten anzupassen. Die Erfolge zeigen sich recht schnell: weniger Trockenstress in der Vegetation, weniger Maschinenverschleiß, weniger Düngung, dafür mehr Blumen und ein besserer Erosionsschutz.“ Aber die Kommunen müssen nicht alles alleine bewältigen: Dr. Kerstin Wiesner vom hiesigen Landschaftspflegeverband bot sich als Partner an und zeigte Beispiele auf, wo sie im Naturpark schon tätig sind.
Annika Brill von der Stadtverwaltung Eisenach stellte ihren „Masterplan Grün“ vor. Die Grün- und Freiflächen inner- und außerhalb der Stadt prägen das Stadtbild, sind Orte für Freizeit und Erholung, wichtige Kaltluftentstehungsgebiete und von hoher Bedeutung hinsichtlich der Klimaanpassung. Der Masterplan Grün wurde mit großer Beteiligung der Einwohner erstellt. Schließlich helfen auch sie, die 32 Maßnahmen umzusetzen. Die Kleingartenanlage „Sonnenschein“ erhielt für ihr Engagement sogar den „Thüringer Naturschutzpreis 2024“. Innerstädtisch und in den stadtangehörigen Dörfern tut sich viel, Sogar die Friedhöfe erhalten insektenreiche Wildblumenwiesen, Hecken, Bäume und Staudenpflanzen. Schließlich erfüllen auch sie wichtige Erholungs- und Naturschutzfunktionen. Aktuelle Projekte sind der Hochwasserschutz entlang der Hörsel, Entsiegelungsmaßnahmen und der Abriss alter Garagen.
Zum Abschluss informierte Dr. Volker Schaedel von der Thüringer Aufbaubank (TAB) über die Fördermöglichkeiten. Die Förderpalette ist angesichts der vielfältigen kommunalen Aufgaben breit gefächert. Dafür verfügt die TAB über eine leicht zu bedienende Datenbank auf ihrer Homepage. Dr. Volker Schaedel steht als kommunaler Berater aber gern persönlich zur Verfügung.
Ein mit Informationen und Projektbeispielen prall gefüllter Kommunaltag fand seinen Ausklang bei bilateralen Gesprächen. Die Vortragsfolien der Referenten werden für Interessierte auf der Homepage des Naturparks bereitgestellt. Bei Rückfragen steht Sabine Pönicke zur Verfügung.
Weiterführende Informationen
Kontakt
