Felsenspringer (Dilta hibernica)

Einzelne Arten der Felsenspringer gibt es bereits seit über 50 Millionen Jahren. Man kann sie also zu Recht als lebende Fossile bezeichnen.

Der Felsenspringer (Dilta hibernica) ist ein lebendes Fossil.

Dilta hibernica

Vor etwa 240 Millionen Jahren war unser heutiges Eichsfeld von einem Meer bedeckt. In diesem wurden kalkhaltige Skelette, Schalen und Gehäuse von Muscheln, Schnecken und anderen Meerestieren in mächtigen Schichten abgelagert. Anschließend wurden diese zum Muschelkalk zusammengepresst und verfestigt. Aus der so entstandenen und bis zum Harz reichenden Muschelkalkplatte, haben Wind, Wasser und Frost den Kalk zum Teil wieder abgetragen und dadurch unsere Eichsfelder Landschaft mit den markanten Kalktafelbergen herausgeformt. Diese Erosionsprozesse wirken noch immer, wie die stets frischen Kalkschuttablagerungen unterhalb der Felsabstürze beweisen. Bedingt durch ständiges Nachrutschen des von den Felsen abgetragenen Gesteins, kann sich hier ein nur sehr spärlicher Pflanzenwuchs aus wenigen, an diese Bedingungen angepassten Arten entwickeln. Trotzdem oder gerade deshalb sind natürliche Kalkschutthalden wertvolle Lebensräume und als solche nach nationalem und europäischem Naturschutzrecht streng geschützt. Neben den speziellen Pflanzengesellschaften mit z. T. seltenen Moos- und Farnarten, brauchen auch viele Tierarten das besondere Kleinklima in den Gesteinsansammlungen. Hier kann man auf Felsenspringer treffen. Das sind 8 - 15 mm lange, flügellose und sehr urtümliche Vertreter der Insekten, die von Biologen in der Ordnung Archaeognatha zusammengefasst werden. Der Körper dieser Tiere ist mit meist glänzenden Schuppen besetzt. Sie sind blitzschnell und springen weg sobald man sie fangen will. Dabei stoßen sie sich mit Hilfe ihrer drei Schwanzanhänge und den Beinen vom Boden ab. Erschwert wird ihre Beobachtung noch dadurch, dass ihr Körper gelb, braun oder schwarz gemustert ist und sie sich deshalb auf dem Untergrund kaum erkennen lassen. Außerdem sind Felsenspringer überwiegend nachts aktiv. Zumindest meiden sie den Sonnenschein. Erst in der Dämmerung kommen sie aus ihren Schlupfwinkeln hervor, so dass auf tagsüber verlassenen Steinen oft Scharen von ihnen anzutreffen sind. Hier weiden sie als reine Vegetarier Algen, Moose und Flechten ab.

Einzelne Arten der Felsenspringer gibt es bereits seit über 50 Millionen Jahren. Man kann sie also zu Recht als lebende Fossile bezeichnen. Heute sind in Mitteleuropa 15 Arten der Felsenspringer bekannt. Davon gibt es in Thüringen wahrscheinlich nur vier Arten, von denen bisher zwei auch im Naturpark nachgewiesen werden konnten. Die wohl häufigste Art, Delta hibernica, kommt auch im Kalkschotter der Dieteröder Klippen vor. Interessanterweise sind von dieser Art in Deutschland nur Weibchen gefunden worden. Sie vermehren sich durch Jungfernzeugung, wobei die Nachkommen aus unbefruchteten Eizellen entstehen. Andere Arten zeigen dagegen komplizierte Paarungsspiele. Aber viele Details zur Biologie, zum Verhalten und zum Vorkommen der Steinspringer sind noch unbekannt. 

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